Andrea Di Domenico
the craft of drawing

realistic drawings - realistisch zeichnen 

In the art community, figurative or realistic illustrations are often not considered "true" art. Styles such as photorealism and hyperrealism are dismissed by many as simple imitations of reality. However, hyperrealism in particular by no means strives for an exact reproduction of reality, but rather an exaggeration or intensification of reality.

Critics of figurative art usually cite one of the most important aspects of the concept of art as their main argument: the analysis or interpretation of pictures. However, an essential element of photographic and hyperrealism is the extensive renunciation of subjective interpretation. And art critics don't particularly like that, as it makes them "jobless" - so to speak...

Nevertheless, realistic art has always been of the highest importance - especially as art in earlier times was exclusively figurative and realistic. Since the Renaissance, artists have lived from commissions for realistic works - the "Old Masters" as well as the later representatives of abstract art, such as the Impressionists and Expressionists. As a general rule, clients expected the portrait to come as close as possible to the model. Even in abstract expressionist depictions, people wanted to recognize themselves at least to some extent. In the nineteenth century, realism emerged in Europe as an independent art movement that attempted to reproduce reality as accurately as possible.

However, portraits, landscapes and still lifes were never exact copies of reality. They always deviated from reality in detail, revealing the artist's "signature" - through brushwork, specific color combinations or other typical painting techniques. My drawings are the same. Deviations in proportions, tonal value, color and many details are not only unavoidable, but also intentional.

Of course, artistic freedom is subject to narrower limits which, unlike in free painting, allow little room for movement. Nevertheless, there is still enough room for creativity and sometimes also for interpretation. In addition to the exaggeration of the real image, hyperrealism is also about the challenge, about what is technically possible and about exploring the limits of one's own abilities.

Perhaps art is a matter of taste after all. In this case, there is probably no point in arguing about it. Perhaps we should simply accept and respect the fact that in art - as in many things in life - there are different paths to take. And that all styles and creative processes have their raison d'être.

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In der Kunstszene gelten figurative oder realistische Darstellungen oft nicht als „wahre“ Kunst. So werden Stilrichtungen wie Fotorealismus und Hyperrealismus von vielen als schlichte Nachahmungen der Wirklichkeit abgetan. Dabei strebt gerade der Hyperrealismus keineswegs eine exakte Nachbildung der Realität an, sondern vielmehr eine Übertreibung oder Übersteigerung der Wirklichkeit.

Als Hauptargument führen die Kritiker der figurativen Kunst meist einen der wichtigsten Aspekte des Kunstbegriffs an: die Bildanalyse oder Bildinterpretation. Ein wesentliches Element von Foto- und Hyperrealismus ist jedoch der weitgehende Verzicht auf subjektive Interpretation. Und das mögen Kunstkritiker nicht besonders, da es sie gewissermaßen „arbeitslos“ macht…

Dennoch ist die realistische Kunst seit jeher von größter Bedeutung – zumal Kunst in früheren Zeiten ausschließlich figurativ und realistisch war. Seit der Renaissance leben Künstler von Aufträgen für realistische Arbeiten – die „Alten Meister“ ebenso wie die späteren Vertreter der abstrakten Kunst, z. B. die Impressionisten und Expressionisten. In der Regel erwarteten die Auftraggeber, dass das Porträt dem Modell so nahe wie möglich kam. Selbst in abstrakt-expressionistischen Darstellungen wollte man sich zumindest ansatzweise wiedererkennen. Im neunzehnten Jahrhundert entstand in Europa mit dem  Realismus eine eigenständige Kunstrichtung, die versuchte, die Realität so genau wie möglich wiederzugeben.

Porträts, Landschaftsbilder und Stillleben waren jedoch nie exakte Kopien der Wirklichkeit. Stets wichen sie im Detail von der Realität ab, ließen die „Handschrift“ des Künstlers erkennen – durch Pinselführung, bestimmte Farbkombinationen oder andere typische Maltechniken. Das ist bei meinen Zeichnungen nicht anders. Abweichungen in Proportionen, Tonwert, Farbe und vielen Einzelheiten sind nicht nur unvermeidlich, sondern auch gewollt.

Natürlich sind der künstlerischen Freiheit engere Grenzen gesetzt, die anders als in der freien Malerei nur wenig Bewegungsspielraum gestatten. Dennoch bleibt genügend Raum für Kreativität und manchmal auch für Interpretierbarkeit. Im Übrigen geht es beim Hyperrealismus neben der Übersteigerung der realen Abbildung auch um die Herausforderung, um das technisch Mögliche und um das Ausloten der Grenzen der eigenen Fähigkeiten.

Vielleicht ist Kunst ja doch Geschmackssache. In diesem Fall kann man wahrscheinlich auch nicht über sie streiten. Vielleicht sollte man einfach akzeptieren und respektieren, dass es in der Kunst – wie in vielen Dingen des Lebens – verschiedene Wege gibt, die man gehen kann. Und dass alle Stilrichtungen und Gestaltungsprozesse ihre Daseinsberechtigung haben.

 

 
 
 
 
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